SV 63 Brandenburg - Stralsunder HV 25:30

Emotionen ja, sportlicher Reiz wenig

Martin Terstegge


Foto: Terstegge
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Brandenburg (MOZ) Das eigentliche Saisonfinale für die Handballer des SV 63 Brandenburg-West gegen den Stralsunder HV geriet aus sportlicher Sicht in den Hintergrund. Im Prinzip war es eine Partie ohne Wert. Die Gastgeber standen im sicheren Mittelfeld und die Ostseestädter konnten zwar mit einem Sieg nach Punkten mit dem Spitzenreiter LHC Cottbus gleichziehen - vorausgesetzt die Lausitzer verloren ihr Heimspiel gegen die Füchse II, was sie auch mit 25:30 taten - doch die beiden Ersten wollten aus wirtschaftlichen Gründen nicht in die 3. Liga hoch. So entstanden die emotionalen Höhepunkte an diesem Samstagabend durch zwei Abgänge in der Mannschaft. Cheftrainer Dietmar Rösicke betreute drei Jahre das Team, doch nach seinem Umzug benötigte er für jedes Training oder Punktspiel in Brandenburg an der Havel allein vier Stunden Fahrzeit.

Foto: Terstegge
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Felix Richter möchte aus privaten Gründen dem Handballsport "Ade sagen", wobei es für ihn womöglich kein Abschied auf Dauer ist. Sollte er später mal wieder an der Tür des SV 63 West anklopfen, wäre sie für ihn offen. Den besseren Start legten die Stralsunder hin. Sie nutzten fast jede Lücke in der West-Deckung, wodurch Schlussmann Andy Witowski nur selten eine Hand an den Ball bekam. In der 14. Minute löste ihn Denny Alpers ab, der auch gleich mehr Fortüne in seinen Aktionen besaß. Nun hatten die Gäste Probleme im Abschluss. Sie nahmen sich riskantere Würfe, die entweder ihr Ziel verfehlten oder durch Alpers entschärft wurden. Im Gegenzug wie das SHV-Team nachließ wussten sich die Brandenburger zu steigern. Doch die Phase hielt nur bis zur 22. Minute an. Aber in diesem Zeitraum begeisterten die Hausherren die vollbesetzte Halle. Das Publikum sah kraftvolle Würfe durch Tom Kryszon oder Sebastian Ackermann oder die technisch anspruchsvollere Varianten von Außen über Leroy Fleischer oder Christoph Witt. Witt schloss auch den schönsten West-Angriff des Tages ab, als er einen super genauen Pass seines Torhüters Alpers in der 18. Minute fing und zum zwischenzeitlichen 9:9 verwandelte. Die Hochphase der Gastgeber endete mit der ersten und letzten Führung (11:10) in der 22. Minute. Nun waren sie zu selbstsicher, ließen in der Konzentration nach und sofort stieß der Favorit in die Lücke. Binnen vier Minuten zogen sie auf 14:11 davon, ehe Paul Müller und Witt mit ihren Toren zum 13:14 für neue Hoffnung sorgten. Das letzte Wort vor der Pause hatten die Gäste, aber mit dem 13:15 zur Halbzeit stand kein Sieger fest.

 

Das sollte sich nach dem Wiederanpfiff jedoch schnell ändern. Auch bedingt durch den Redebedarf einiger West-Spieler mit den Unparteiischen, die sich zur Beruhigung auf der Strafbank wiederfanden. In Überzahl nutzten die Stralsunder ihre Möglichkeiten, profitierten auch von einigen Konterangriffen - bedingt durch schlecht vorbereitete Abschlüsse der Gastgeber -, sodass die Partie in der 43. Minute mit dem 23:15 entschieden war. Der nun glücklose Alpers wurde wieder durch Witowski ersetzt, und zumindestens beruhigte sich das Spiel der Brandenburger wieder ein wenig, der Abstand wuchs nicht weiter an. In der Schlussphase wurde der Rückstand sogar verkürzt, die Gäste taten nun nicht mehr als nötig. Großer Beifall brandete dann noch einmal in der 57. Minute auf, als Felix Richter in seinem Abschiedsspiel, nach zuvor etlichen misslungenen Versuchen, nun endlich traf. Er stellte in der Schlussminute auch den 25:30-Endstand her.

Die Oberligasaison 2016/17 beendeten die West-Handballer auf dem 9. Platz, mit 21:31 Punkten und 729:752 Punkten. Wer den freigewordenen Posten des Cheftrainers übernimmt, steht noch nicht fest, der Vorstand prüft noch die zahlreich eingegangenen Bewerbungen.

SV 63 West: Witowski, Alpers, Witt 1, Nhantumbo, Richter 5, Wollweber 1, Käselau, T. Kryszon 5, Fleischer, P. Kryszon 8, Ackermann 5/2, Müller