
Neubrandenburg. "Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss". Dieses Sprichwort lässt sich gut auf den 22:21-Auswärtssieg der Handballer des SV 63 Brandenburg-West beim SV Fortuna Neubrandenburg anwenden. Obwohl nur mit einem Tor besser, sah Co-Trainer Matthias Junge den Sieg seiner Mannschaft kaum gefährdet, da die Spieler eine durchweg konzentrierte Leistung ablieferten. "Sicherlich hatten wir immer mal eine kritische Phase, doch da fand sich immer wieder einer, der Verantwortung übernahm und uns nach vorn warf."
In der ersten Hälfte lagen die Gäste meist vorn, schafften sogar einmal den Drei-Tore-Vorsprung. Doch die Gastgeber hielten dagegen, für sie ging es um viel, vielleicht war die Partie eine der letzten Chancen, den Anschluss ans untere Mittelfeld zu finden. Den gebeutelten Neubrandenburgern fehlten etliche Stammkräfte, die Lücken versuchten sie mit A-Junioren zu stopfen. Angefeuert von den einheimischen Zuschauern gingen sie in der 27. Minute mit 13:12 in Führung, doch die West-Handballer reagierten abgeklärt. Zwei Tore in Serie brachten die 14:13-Halbzeitführung. Nach dem Seitenwechsel konnten die Brandenburger gleich den Spielfaden wieder aufnehmen. Leroy Fleischer fiel diesmal durch eine hundertprozentige Trefferquote auf, er versenkte seine sechs Versuche zielsicher im Fortuna-Kasten. Auch die drei zugesprochenen Siebenmeter wurden diesmal, sehr zur Freude der Trainer, sicher durch Sebastian Ackermann verwandelt.
So lag es an diesem Abend an den Gastgebern stets einen Rückstand hinterher zu rennen, in den vergangenen Wochen kannten dies nur die Brandenburger bei ihren Auswärtspartien. Beim 22:18 in der 55. Minute sah alles nach einer entspannten Endphase aus. Doch nun verließen die Gäste ihre gute Linie, schlossen einige Male überhastet ab und die Hausherren verkürzten Tor um Tor. 39 Sekunden vor dem Abpiff verkürzte sie zum 21:22. Erneut schafften es die West-Spieler nicht, ihren Angriff lang zu fahren, bei noch 14 Sekunden Spielzeit hatten die Fortunen Ballbesitz. Die Traineranweisung lautete kurz und knapp, Kombinationen erst gar nicht zu zulassen. Die Gastgeber wurden schon weit vor der Neunmeterlinie gestellt, die zu keinem gefährlichen Abschluss mehr kamen. Zwei Siege in Folge, das tut der Psyche der West-Handballer gut. Auch wenn Neubrandenburg nur den vorletzten Tabellenplatz einnimmt, gerade die "Pflichtaufgaben" können ein unlösbares Problem darstellen. Für die Rösicke-Truppe stehen in den nächsten Wochen wieder Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte auf dem Plan. Auch in dieser Hinsicht war der Erfolg fürs Selbstbewusstsein wichtig.
"Das haben die Jungs toll gemacht, sie haben unsere Marschroute gut umgesetzt, den Ball im Angriff länger laufen zu lassen", freute sich Junge. "Am Samstag (4. März/18 Uhr) kommt mit dem HSV Insel Usedom wieder eine Mannschaft, die mitspielen will, das liegt uns besser. Erfreulich auch, dass unsere Bank wieder breiter aufgestellt sein wird. Christoph Witt hat seine erbetene Einsatzzeit in Neubrandenburg bekommen. Er hat sich dann meist mit Marcus Tietz abgewechselt, der dann für ihn in der Deckung agierte und dass richtig gut."
Ob Steven Nhantumbo sich am Sonnabend nach langer Verletzungszeit vor heimischer Kulisse präsentieren darf, lässt das Trainergespann noch offen, er wird aber auf jeden Fall auf der Bank sitzen. Im Team ist dann auch wieder der zuletzt gesperrte Philip Kryszon vertreten. Die Gestaltungsmöglichkeiten von Rösicke und Junge verbessern sich zusehends.
SV 63 West: Witowski, Alpers, Witt 1, Richter 4, Wollweber 1, T. Kryszon 4, Fleischer 6, Tietz 1, Ackermann 4/3, Müller 1, Käselau, Nhantumbo.