
Brandenburg (MOZ) Die Handballer des SV 63 Brandenburg-West bleiben sich in dieser Saison treu: Langweilig werden ihre Heimauftritte nie. Die Trainer Dietmar Rösicke und Matthias Junge hatten sich am Sonnabend gegen den VfL Lichtenrade eigentlich einen ruhigen Abend gewünscht, doch die Mannschaft tat ihnen den Gefallen nicht. Dafür gab es gleich mehrere Gründe. Zum einen stand diesmal nur eine "Not-Truppe" zur Verfügung. Mit Andy Witowski, Christoph Witt, Philip Kryszon und Paul Müller fehlten wichtige Leute. Gregor Teichert war zwar wieder in der Halle, doch nach seinem langen Trainingsrückstand wollten die Trainer kein Risiko eingehen. In der 20. Minute fiel dann noch Leroy Fleischer verletzungsbedingt aus.
Zum anderen begannen die Brandenburger früh mit den Schiedsrichtern zu hadern, die es aber auch über die gesamten 60 Minuten nicht schafften in einer einheitlichen Linie zu pfeifen. Was sie bei der einen Mannschaft durchließen, wurde dem anderen Team abgepfiffen. Im ersten Abschnitt litten eher die Gastgeber unter den Entscheidungen. Zum Beispiel erhielt Tom Kryszon in der 6. Minute schon seine zweite Zeitstrafe, blieb aber für den Rest des Spiels unbehelligt, das aber an Intensität nicht abnahm.
Dass die Brandenburger zur Pause mit 14:19 hinten lagen, war jedoch eigen verschuldet. In der Offensive ließen sie klarste Gelegenheiten liegen, aber schlimmer war das Abwehrverhalten. Da sprechen 19 Gegentore in 30 Minuten eine deutliche Sprache. Durch einfache Kombinationen kamen die Berliner immer wieder frei durch und trafen, wie sie wollten. Da fast jeder Gästeangriff ein Tor bedeutete, tat jede vergeben Offensivaktion der Hausherren doppelt weh, denn so konnte sich keine Aufholjagd entwickeln. Die Fehler wurden in der Kabine auch deutlich benannt, Rösicke wünschte sich auf jeden Fall mehr Aggressivität in der Defensive. Das klappte zunächst auch besser, doch in der Offensive gelang weiter wenig. Die "West-Hoffnungen" wurden durch Wojcech Lipinski am Leben gehalten, der bis auf einen Siebenmeter, zehn weitere Strafwürfe sicher verwandelte.

Doch binnen sechs Minuten schien die Partie zugunsten der Lichtenrader zu kippen. Von der 38. bis zur 44. Minute zogen sie von 24:22 auf 29:21 davon. In der Vorsaison hätte dies auch sicherlich gereicht, doch in dieser Spielzeit geben sich die West-Männer nie vor dem Abpfiff geschlagen. Trainer Rösicke ging nun offensiv ein größeres Risiko, nahm immer wieder den Tormann heraus, um mit sieben Feldspielern anzugreifen. Ein anderer positiver Aspekt war die Hereinnahmen von Marcus Tietz. Er sollte auf der halblinken Position immer sofort den Ballführenden angreifen, um die VfL-Offensivaktion zu unterbinden, was ihm auch hervorragend gelang. Durch die Überzahl in der Offensive fanden nun die Rückraumschützen Sebastian Ackermann und Tom Kryszon immer wieder die Lücken in der Deckung und verkürzten peu à peu den Rückstand. Die Halle bebte, während die West-Akteure mit jedem Treffer neue Zuversicht gewannen, wuchs beim Kontrahenten die Verunsicherung. In der 59. Minute markierte Ackermann das 32:33, doch 44 Sekunden vor Schluss erhöhten die Gäste mit einem haltbaren Wurf auf 34:32. Im Jubel der Berliner verkürzte Felix Richter auf 33:34. Die Gäste versuchten nun, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. In der Schlussphase hatte sich das Pendel aber zu ihren Ungunsten gewendet, jetzt haderten die Berliner mit den Entscheidungen der Unparteiischen. Sekunden vor dem Abpfiff musste sie den Ball abgeben. Er kam schnell zu Lipinski auf die linke Seite, der unter tosendem Jubel den Ball zum 34:34-Endstand im VfL-Kasten versenkte.
Ob der Punkt nun nach dem Spielverlauf verdient war oder nicht, die dezimierte West-Mannschaft hatte immer an sich geglaubt und durch kämpferisches Einsatz das Remis erzwungen. Vor drei Wochen war es genau umgekehrt. Da gaben die 63er in letzter Sekunden noch den Sieg gegen Grünheide aus der Hand - im Sport gleicht sich halt meist immer alles aus. Das letzte Spiel des Jahres bestreitet der SV 63 West am Samstag (3. Dezember) beim VfL Tegel.