Brandenburg (MOZ) Wenn alle Handballspiele so ablaufen würden, wie am vergangenen Sonntag zwischen den Handballerinnen des SV 63 Brandenburg-Wets und der SG Waidmannslust-Hermsdorf, wäre die Mortalitätsrate unter Trainern sehr hoch. West-Coach Uwe Papke freute sich zwar am Ende über das 30:30, hätte aber auf die Dramatik gern verzichtet.
Den Besuchern in der West-Halle zeigte das West-Team wieder einmal ihre zwei Gesichter. Zu Beginn spielten die Gastgeberinnen diszipliniert, zeigten die nötige Aggressivität in der Deckung und schlossen vorn überlegt ab. Als sich Julia Hamann in der 16. Minute zweimal energisch durchsetzte und auf 9:6 erhöhte, schien alles auf ein entspanntes Spiel hinzudeuten. Vielleicht dachten dies auch die West-Spielerinnen, denn zumindest gab es keinen äußeren Anlass, der den Niveauverlust für die nächsten 30 Minuten erklärte. Die Angriffsaktionen liefen unter der Überschrift "Pleiten, Pech und Pannen". Die ganze Bandbreite, wie man den Ball ohne Erfolg loswerden kann, offenbarte sich dem Publikum. Genauso unglücklich verliefen auch etliche Situationen in der Defensive. Rettungsaktionen die wieder beim Gegner landeten, abgefälschte Würfe gingen unhaltbar für Torfrau Rina Dörner ins Netz.
Zur Pause lag der SV 63 West zwar mit 14:17 hinten, aber die Hoffnung auf Besserung in der zweiten Hälfte überwog auf den Rängen. Es sollte aber zunächst ein zähes Ringen bleiben, wobei die Gäste aber ein bessere Bild abgaben. Nun stand Franziska Nazareck zwischen den Pfosten, bekam am Anfang auch ein paar Hände an den Ball, doch die West-Abwehr blieb weiter zu unbeweglich, so dass die Berlinerinnen immer wieder die Lücken fanden. In der 40. Minute verkürzte Ines Kuhlmey auf 18:23, doch binnen vier Minuten zogen die Gäste auf 26:18 davon. Niemand in der Halle dürfte zu diesem Zeitpunkt noch den "berühmten Pfifferling" auf das West-Team gesetzt haben, zu harmlos der Auftritt der Spielerinnen.
Im Gefühl des großen Vorsprungs ließen es die Berlinerinnen etwas geruhsamer angehen. Den 63ern gelang ein kleiner Zwischenspurt zum 23:27 (48), ehe die Gäste sich wieder fingen. Als dann noch Christin Wendland ihren ersten Siebenmeter in der 54. Minute verwarf und wenig später die SG-Handballerinnen auf 30:24 erhöhten, schien alles auf eine Heimpleite hinauszulaufen. Papke setzte nun auf Risiko, nahm bei eigenem Angriff Dörner aus dem Tor, brachte Kuhlmey als weitere Feldspielerin. Und der Plan ging auf. Mit jedem Tor der Gastgeberinnen wuchs die Unsicherheit beim Gegner. Nervenstärke zeigten die Brandenburgerinnen auch beim Siebenmeter. Zunächst Jennifer Bürger, dann zweimal Anja Ulbricht verwandelten ihre Strafwürfe zum 29:30-Zwischenstand in der Schlussminute.
Die SG Waidmannslust nun im Angriff, blieb aber in der West-Deckung hängen. Der Ball wurde schnell nach vorn gespielt, es waren noch 20 Sekunden auf der Uhr, doch Bürger nahm sich den Wurf, aber viel zu schwach für die gegnerische Torfrau. Zehn Sekunden vor dem Ende verloren die Gäste nochmals den Ball. Juliane Wille ging dazwischen, kam trotz größer Bedrängnis zum Wurf und vollendete zum 30:30-Endstand. Riesenjubel in der Halle, von der Torschützin, die nicht ihr bestes Spiel absolviert hatte, war Sekunden nichts zu sehen, wurde von ihren Teamkolleginnen begraben. Diese Einstellung, nie aufzugeben, könnte das "größte Pfund" für die West-Frauen im Abstiegskampf werden. Am Samstag (27. Februar) muss das West-Team bei der HSG Neukölln nachlegen.